Herausgegeben vom Deutschen Journalisten-Verband (DJV), 2006
Viele Wege führen in den Journalismus: Volontariat, Journalistenschule und Hochschulstudiengänge, die speziell auf den journalistischen Beruf vorbereiten. Mit Letzteren beschäftigt sich diese Checkliste. Denn die Angebotspalette ist groß und qualitativ sehr unterschiedlich. Dabei ist Journalistenausbildung an Hochschulen von vornherein zu unterscheiden von jenen Studiengängen, die nicht für den Journalismus ausbilden, sondern darüber reflektieren (Publizistik oder Kommunikationswissenschaft).
Bewerber/innen für journalistische Studiengänge können wählen zwischen Haupt-, Nebenfach- und (falls bereits ein Studienabschluss vorliegt) Aufbaustudium. Heute kann in einem Grundstudium mit dem „Bachelor“ ein erster Hochschulabschluss erworben werden. Er lässt sich durch den „Master“-Abschluss erweitern.
Über mehrere Jahrzehnte haben sich einzelne Journalistik-Studiengänge Akzeptanz in der Branche erworben. In jüngerer Zeit erhöht sich die Zahl jener Studiengänge stetig, die den Anspruch erheben, berufsvorbereitend zu sein. Dabei klafft oft eine Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Während einzelne (Fach-) Hochschulen den Journalismus in seiner Breite berücksichtigen, setzt die Mehrzahl auf journalistische Spezialgebiete.
Studieninteressenten müssen sich entscheiden, welchen Studienweg sie einschlagen wollen. Zu empfehlen ist der anfängliche Erwerb breiter journalistischer Kenntnisse, die in späteren Studienphasen eine Spezialisierung nach Fachgebieten und/oder Mediengattung erleichtern. Wichtig ist außerdem die enge Verzahnung von Theorie und Praxis. Dies ermöglichen einige Studiengängen über integrierte Volontärspraktika, die einem Volontariat gleichkommen, andere durch regelmäßige Praxiseinsätze, durch praktische Übungen unter Laborbedingungen oder durch die redaktionelle Gestaltung von Hochschulmedien.
Vor allem das fachliche Angebot sollte bei der Studienplatzwahl eine Rolle spielen. Nähere Informationen zu den Studienangeboten finden Sie im DJV-Ratgeber für Berufsanfänger/innen „Journalist/in werden?“ (DJV Wissen 5) und im Internet (www.djv.de) bzw. über Informationsschriften und Homepages der einzelnen Hochschulen. Gezielte Nachfragen bei journalistischen Praktikern oder bei den DJV-Landesverbänden können das Bild abrunden.
Die folgende Checkliste soll helfen, Stärken und Schwächen einzelner Studienangebote rechtzeitig zu erkennen. Können Sie die meisten Fragen bejahend „abhaken“, sind Sie auf dem richtigen Weg.
Und wenn Sie dann noch die jeweiligen Zulassungsvoraussetzungen erfüllen können: Viel Erfolg im Studium!
Studienaufbau
- Ist das journalistische Studienangebot in einem eigenständigen Institut der Hochschule oder im Bereich der Kommunikationswissenschaft angesiedelt?
- Vermittelt das Studium durchgängig Grundlagen der journalistischen Arbeit sowie der Kommunikations- und Medienwissenschaften?
- Kann ein nichtjournalistisches Nebenfach oder zweites Hauptfach (z. B. Biologie, Geschichte, BWL) aus anderen Fachbereichen gewählt werden, um Sachwissen auf einem Spezialgebiet zu erwerben?
- Bietet die Hochschule Lehrveranstaltungen zu allen Mediengattungen (mehrmedialeAusbildung)?
- Gibt es die Möglichkeit, sich im Laufe des Studiums auf das bevorzugte Medium zu spezialisieren?
- Ist studentische Forschungsarbeit (z. B. in wissenschaftlichen Projekten) Bestandteil des Studiums?
- Spricht die Zahl der Lehrenden für eine ausreichende fachliche Begleitung?
- Wenn das Studium kostenpflichtig ist: Stehen Kosten und zu erwartender Nutzen in einem vernünftigen Verhältnis?
- Gibt es einen anerkannten Abschluss mit qualifiziertem Zeugnis, das Aufschluss vermittelt über Schwerpunkte und Praxisanteile des Studiums?
Praxisbezug
- Vermittelt die Selbstdarstellung des Studiengangs (Info-Material, Online-Auftritt etc.) den Eindruck journalistischer Kompetenz durch Transparenz, professionelle Präsentation und verständlichen Inhalt?
- Erleichtert Praxiserfahrung die Studienzulassung bzw. spielen berufspraktische Anforderungen beim Aufnahmeverfahren eine Rolle?
- Ist eine mehrmonatige praktische Phase Bestandteil des Studiums, und verfügt die Hochschule über ausreichende Partnerredaktionen, um entsprechende Plätze vermitteln zu können?
- Besteht zwischen Hochschule und Redaktionen ein Austausch (Lehraufträge für journalistische Praktiker, Hochschullehrer mit journalistischem Berufshintergrund und/oder redaktioneller Nebentätigkeit)?
- Tragen die Hochschullehrer durch Forschung, Veröffentlichungen und/oder Funktionen erkennbar zum professionellen Diskurs in der journalistischen Branche bei?
- Werden systematisch kommunikationstheoretische, wirtschaftliche, soziale, kulturelle, politische, ethische und rechtliche Aspekte des Journalismus vermittelt?
- Trennt das Lehrangebot deutlich zwischen journalistischen Inhalten/Zielsetzungen und jenen der Werbung, des Marketings und der PR?
- Werden ausreichend Übungen in journalistischen Arbeits- und Stilformen (Recherche, Interview, Darstellungsformen, Sprache, Präsentation) angeboten, und verfügt die Hochschule über entsprechende technische Ausstattung?
- Bietet die Hochschule eigene Medien (Campusradio, Internet, Hochschulzeitung) für redaktionelle Übungen, und werden diese Projekte fachlich kompetent begleitet?
- Vermittelt der Studiengang Mentoren aus der journalistischen Praxis zur Begleitung journalistischer Übungen und Beratung studentischer Medienprojekte?
Berufschancen
- Ist das Hochschulangebot in der Branche bekannt und akzeptiert?
- Organisiert der Studiengang (z. B. über Beiräte, periodische Veranstaltungen o. Ä.) Kontakte zum Journalismus bzw. zu journalistischen Berufsorganisationen?
- Wird die studentische Arbeit in der journalistischen Praxis angeregt bzw. gefördert (z.B. durch Publikation von Projekten, Kontaktvermittlung zu Fachmedien)?
- Bietet der Studiengang einen Austausch mit dem Ausland (Kooperationen mit anderen Hochschulen)?
- Veröffentlicht die Hochschule Absolventen-Listen und -Statistiken, und können diese als Referenz für den Studiengang dienen?
- Haben Absolventen des Studiengangs erfolgreich den Weg in die journalistische Berufspraxis gefunden?